31.10.2025
"Jedes Opfer hat einen Namen"

28. Oktober 2025
Gemeindesaal Ev. Kirche Leuna
Kirchplatz 1


Es ist ein Satz, der mitten aus der Dunkelheit kommt: „Die Gegenwart ist dunkel und trostlos, aber lass uns glauben, dass die Zukunft (…) schön sein wird.“ Dieses Zitat schrieb eine junge Frau namens Rozia S. im Januar 1941 in Kolbuszowa auf die Rückseite eines Fotos. Sie war eine von Millionen Jüdinnen und Juden, deren Leben und Hoffnungen bald darauf brutal ausgelöscht wurden. Rozia und etwa 1,5 Millionen andere fielen der „Aktion Reinhardt“ zum Opfer, der systematischen Massenermordung in Lagern wie Belzec, Sobibor und Treblinka. Die tief bewegende Ausstellung „Jedes Opfer hat einen Namen“, gestaltet vom Museum in Bełżec, holt diese Menschen zurück in die Gegenwart. Sie zeigt mit biografischen Skizzen und Fotografien die Gesichter, Wünsche und Lebens­geschichten hinter der anonymen Zahl und erinnert uns daran: Jedes einzelne Opfer hatte eine einzigartige Lebens­geschichte.

Die Ausstellung fällt in eine Zeit, die kaum symbolischer sein könnte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November jährt sich die Reichspogromnacht von 1938. Das ist jener Moment, in dem der Hass in organisierte Gewalttaten überging und wo aus Diskriminierung systematische Vernichtung wurde. Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gilt: Die Zeit des Erinnerns ist niemals vorbei. Gerade jetzt, wo Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit wieder lauter werden, da braucht es Orte, die erinnern, und Menschen, die hinschauen. Erinnerung beginnt nicht irgendwo – sie beginnt hier, im eigenen Umfeld. Auch wenn die Mordstätten der „Aktion Reinhardt“ fern lagen, war die regionale Industrie (IG Farben) eng mit der Kriegswirtschaft und dem NS-System verflochten. Von Zwangsarbeit wurde profitiert. Auch wenn es in Leuna keine Rechtsnachfolge für die NS-Verbrechen mehr gibt, die moralische Verpflichtung zur Aufarbeitung und Erinnerung bleibt.

Die Ausstellung „Jedes Opfer hat einen Namen“ ist eine Kooperation mit dem Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. , Andreas Tschurn vom Evangelisches Kirchspiel Leuna, der Partnerschaft für Demokratie Weltoffener Saalekreis und ist Teil des wir-Festivals Halle

Die  Ausstellung ist Teil des WIR-Festivals Halle – einem stadtweiten Festival in Halle, das aus der Überzeugung heraus entstanden ist, dass Kunst, Begegnung und Dialog die besten Antworten auf Spaltung und Hass sind. Es setzt ein Zeichen für Menschlichkeit, Vielfalt und das gemeinsame „Wir“. Diese Haltung teilen wir (die Veranstaltenden) und tragen sie über die Stadtgrenzen hinaus in den Saalekreis: im Vertrauen darauf, dass Respekt, Mitgefühl und das offene Wort stärker sind als Angst und Ausgrenzung.


Am 28. Oktober wurde die Ausstellung mit einem Vortrag von Ewa Koper eröffnet, der Leiterin der pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte Belzec. Sie berichtet über die Geschichte des Ortes, über Jahrzehnte des Schweigens und den langen Weg zu einer würdigen Erinnerungskultur. Die Ausstellungseröffnung fand mit Schüler*innen der Sekundarschule August Bebel Leuna statt und wurde am Klavier begleitet. Wir danken der Schule, vertreten durch Herrn Trawinski und den Schüler*innen für die große Unterstützung und ihr Kommen.


Wir rufen insbesondere Schulen und Gruppen dazu auf, die Ausstellung zu besuchen. Bitte melden Sie sich an unter: kontakt@pfd-saalekreis.de.


Individuelle Besuche interessierter Bürger*innen

die Ausstellung ist an folgenden Tagen öffentlich zugänglich:

9. November (Sonntag)
11.00–15.00 Uhr

14. November (Freitag)
15.00–18.00 Uhr.

 

 

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