23.04.2018
Wort zum Sonntag 07/2018

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5, 17)

Es ist wie in jedem Jahr, kaum habe ich voller Freude die Schneeglöckchen bewundert, die so tapfer Schnee und Kälte trotzen, da halte ich ganz bang auf meinem Staudenbeet Ausschau. Nichts als nackte Erde und ein paar vertrocknete Stängel vom Vorjahr! Der späte Wintereinbruch wird doch meinen langerwarteten Frühjahrspflanzen nicht den Garaus bereitet haben? Aber nein, ein warmer Regentag und schon sprießt es. Der Rhabarber zeigt seine rot-gelbe glänzende Knospe, die Buschwindröschen und Akeleien wandern fröhlich durchs Beet, die Primeln sind alle da und schon schieben die Funkien ihre Blätter zigarrenförmig aus der Erde.
Alle Jahre wieder stehe ich mit ungläubigem Staunen vor diesem Wunder, hebe meine Augen zu dem Kirschbaum, der gestern noch geborstene braune Äste in den Himmel streckte und heute ein einziger bienenumsummter Blütenball ist.
Ich hocke noch immer vor dem Beet. Ob es das ist: Neu-werden; mich ins Kalte, Dunkle, Unbekannte fallen zu lassen und meine Begrenzungen zu sprengen wie ein Keim eine Samenkapsel? Und dann den Weg finden – ins Licht, in die Wärme und Weite, aber auch in die Tiefe, wo es Halt und Nahrung gibt?
Im 2. Korintherbrief wird uns zugesichert, dass unser Leben neu werden kann, dass wir alles Alte verwandeln können, so, wie in jedem Frühjahr neu alles sprießt.  Und wie die Pflanzen Erde, Sonne und Regen zum Wachsen haben, haben wir Christus an unserer Seite, auch wenn wir ihn manchmal erst viel später erkennen.



Pfarrerin Susanne Mahlke
Merseburg