29.10.2018
Wort zum Sonntag 19/2018

Für den Zusammenhalt

Die heutigen Gedanken stellen die Begriffe Vergebung und Furcht gegenüber, denn der Wochenspruch lautet: „Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte“. (Psalm 130;4)
Er stammt aus einer lange zurück liegenden Zeit, in der das Volk Israel in sich gehen sollte, weil es sonst vor Gott nicht mehr würde bestehen können. Die Widersprüche im Volk drohten, den Zusammenhalt auseinander zu sprengen. Eine längst vergangene Zeit mit ihren Problemen von damals.
Aber auch bei uns heute ist der Zusammenhalt in Gefahr, wenn wir nur an die Begriffe Verständnis und Achtung denken. Diese Eigenschaften  drohen verloren zu gehen, wenn man in den Alltag sieht:
Da ist das ungeduldige Verhalten, wenn einem etwas zu lange dauert, die Drängelei im Straßenverkehr bis hin zu Verbalattacken, die durchaus auch in gewaltsame Auseinandersetzungen münden können.
Da sind die Übergriffe auf wehrlose Menschen, mit denen man die eigene Stärke und Skrupellosigkeit
testen will. Es fehlt das Unrechtsbewusstsein bei den Tätern, sich viel zu viel erlaubt zu haben. Denn wie kann man Verständnis erwarten, wenn man dem anderen keine Achtung mehr entgegen bringt?
Wie viele ziehen sich resigniert zurück und wollen am liebsten nicht mehr in Erscheinung treten. Sie
suchen sich einen sicheren Platz, von dem aus sie bestenfalls das Geschehen beobachten. Aber damit ist keine Kommunikation mit andern mehr möglich. Damit zerbröckelt der Zusammenhalt in der Gesellschaft, die doch weiter entwickelt werden muss.
Mit dem Glauben an Gott und diesem Psalmwort ist vielleicht doch die Hoffnung, dass Menschen einen Weg finden, aufeinander zuzugehen:
„Bei dir Herr ist die Vergebung, dass man dich fürchte“.
 
Pfr. i. R. Hartmut Richter