08.11.2018
Wort zum Sonntag 21/2018

Der Versöhnungsbrief

Der Versöhnungsbrief liegt halbfertig in der Schublade. Das klärende Gespräch mit dem Kollegen wurde wieder verschoben. Mutter und Vater hatten sich so seltsam angeschaut, als das Thema Erbschaft  in der Familie angesprochen wurde. Wann ist aber der richtige Zeitpunkt, den Brief abzuschicken? Wann soll das Gespräch am Arbeitsplatz oder mit den Eltern stattfinden? Naja, sagt man sich: Ich warte nur noch auf eine günstige Gelegenheit, und mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Zeit momentan noch nicht so reif ist.
Wenn aber die günstigste Gelegenheit schon vorbei ist, oder das Bauchgefühl immer schlechter wird? Soll man abwarten, bis sich die Sache von selber erledigt hat?
Der Apostel Paulus schrieb vor rund 2000 Jahren in seinem zweiten Brief für seine Mitarbeiter in der Christengemeinde von Korinth (Kapitel 6, Vers 2) die passende und mutige Antwort: Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Also nicht etwa: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Sondern : Jetzt, und nochmal jetzt! Jetzt sofort und unverzüglich!
Behalte also das Heft des Handelns in deiner Hand und schiebe Wichtiges nicht auf die lange Bank oder gar den Sankt Nimmerleinstag.
Und wenn der endlich abgesendete Brief dann doch zur falschen Zeit kommt, oder wenn die Gespräche nicht die erwünschten Ergebnisse bringen? Dann hast du wenigstens das Gute versucht und dein Möglichstes getan und –schlauer bist du hinterher auch. Sollte also dein Plan A nicht gelungen sein, dann erarbeitest du eben einen Plan B oder C oder D, E, F… Und das am besten jetzt sofort und unverzüglich! Viel Glück!

Pfarrer Hermann Rotermund