27.03.2020
Wort zum Sonntag 05/2020

Zeit zum Klagen – Zeit zum Feiern

In jedem Jahr wird in der evangelischen Kirche die Fastenzeit unter ein Motto gestellt. In diesem Jahr wurde aufgerufen, 7 Wochen auf Pessimismus zu verzichten. Ich dachte, das sei eine leichte Übung, damals im Februar. Aber die Zeiten haben sich rasant verändert. Inzwischen ist das eine echte Übung. Inzwischen ist das Wort „abgesagt“ wohl das meistverwendete Wort.
Ich will nicht leichtfüßig von Zuversicht reden, es gibt Zeiten im Leben, die sind schwer auszuhalten, die sind zum Verzweifeln. Deswegen ist man noch lange kein Pessimist. Selbst Christus hat in seiner Todesstunde gerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Wer käme auf die Idee, ihm zuzurufen, er möge gefälligst hoffnungsvoller sein? Es gibt Zeiten, da können wir nur schweigen oder klagen oder weinen. Wir haben dieses Leben nicht im Griff, das merken wir gerade jetzt sehr deutlich. Und gerade dann müssen wir uns gegenseitig an Gottes Versprechen erinnern, bei uns zu sein und mit uns auf dem Weg. In die Arme nehmen und trösten können wir uns gerade nicht. Aber die Glocken läuten können wir und füreinander beten können wir und miteinander sprechen können wir auch. Es ist also gar nicht alles abgesagt. Und wir gehen auf Ostern zu, auf dieses Fest, das einlädt, das Leben zu feiern und den Neuanfang, der uns blüht. In diesem Jahr möge uns die Botschaft dieses Festes ganz besonders berühren. Das wünsche ich uns allen.
Christine Aechtner-Lörzer
Diplomgemeindepädagogin Merseburg