06.07.2020
Wort zum Sonntag 15/2020

„Steh auf und iss!“

Wenn es mir schlecht geht, tut es gut, wenn da einer kommt und zu mir sagt: „Komm, steh auf. Iss und trink etwas. Und ruh dich weiter aus.“ Noch besser, wenn derjenige wieder kommt: „Komm, steh auf. Iss und trink. Du hast einen weiten Weg vor dir.“
Das ist ein kluger Mensch, denn er weiß, dass es Zeit braucht, um aus einem tiefen Tal wieder heraus zu kommen. Und dass es Nahrung braucht und Schlaf. Und dass es oft „ein weiter Weg ist“, um wieder auf die Beine zu kommen.
Ich empfinde auch diese Zeit nach der großen Coronawelle ähnlich. Ja, wir können jetzt wieder hinausgehen, uns in ein Lokal setzen, gut essen und trinken. Und zugleich hat der „lockdown“ uns auch „down“ gemacht, an den Nerven gezerrt; die Familie durchgerüttelt; die Arbeitssituation verändert. Es braucht Zeit und Kraft, alles wieder in Balance zu bekommen. Zumal wir nicht wissen, ob uns nicht eine weitere Infektionswelle neue Einschränkungen abverlangen wird. „Ein weiter Weg“ – es tut gut, wenn auch da eine andere kommt und hilft, wieder aufzustehen.
In den evangelischen Kirchen wird daher jetzt im Juli sicher oft der Bibelvers des Monats zitiert, aus dem ersten Buch der Könige (1 Kön 19,7). Als der Prophet Elia total erschöpft war, fertig mit sich selbst und nicht mehr leben wollte. Da sandte Gott einen Boten. „Der Engel Gottes berührte Elia und sagte: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ Ein Engel, ein Bote Gottes – ob als Mensch oder in anderer Gestalt – wie gut das tut!
Zeit für neue Wege, Wege in guter Balance wünsche ich Ihnen
Pfarrerin Angelika Rudnik, Klinikseelsorgerin