11.09.2020
Wort zum Sonntag 21/2020

Hoch hinaus

„Ach, es ist doch immer dasselbe mit dir. Ich habe es gleich gewusst, dass du das nicht schaffst. Du kannst das halt nicht.“
Nach den vielen Jahren wissen alle im Ort, dass sie von diesem Mann nichts zu erwarten haben. Mit dem will man lieber nichts zu tun haben.
Zachäus heißt der kleine Mann. Am Stadttor treibt er den Zoll ein. Alle wissen, das geht nicht mit rechten Dingen zu. Von Zachäus erwartet schon lange keiner mehr etwas Gutes. Er selbst am allerwenigsten. Er ist eben, wie er ist. Er kann nicht aus seiner Haut.
Heute treibt ihn die Neugier auf einen Baum. Diesen Jesus möchte er gern mal sehen. Er hat interessante Dinge über ihn gehört. Selbst bleibt er aber lieber im Hintergrund.
Obwohl er sich gut versteckt, kommt Jesus auf ihn zu und ruft ihn. „Bei dir möchte ich heute Abend essen.“ Zachäus sitzt in seinen Ästen und seine Welt bricht zusammen. Er, von dem niemand etwas erwartet, von dem keiner etwas wissen will, ist auf einmal ein Gastgeber. So etwas kann er doch gar nicht. Was soll er dem Mann anbieten, was soll er mit ihm erzählen?
Zachäus merkt, dass er auf einen Maulbeerbaum geklettert ist. Vielleicht das Zeichen, welches er gebraucht hat. Wenn man den Ast eines Maulbeerbaumes abschneidet und in die Erde steckt, wächst dort ein neuer Baum. Vielleicht kann er doch etwas anderes sein als der Geldeintreiber.
Manchmal braucht man jemanden, der einem sagt: „Probier das mal. Ich denke du schaffst es.“ Manchmal muss man seine Vorurteile gegen sich selber über Bord werfen. Dann können sich auch alte Maulbeerbäume neu einpflanzen.

Ein gutes Wachsen wünscht Caroline Butzkies
ordinierte Gemeindepädagogin im Kirchspiel Querfurt