04.06.2022
Wort zum Sonntag 22KW/2022

Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Schytomyr hatte lange in seinem Dienstzimmer ein Bild von Mahatma Gandhi hängen - ein Bild für einen Traum von einer Welt ohne Gewalt. Wenige Tage nach Russlands Überfall auf die Ukraine hat er es abgehängt und beiseitegestellt. Gewalt ist wieder eine Option geworden. Jetzt muss erst einmal gekämpft werden. – Manchmal wird die Hoffnung von der Wirklichkeit blockiert. Das tut weh.

Aber Gewalt ist nur die ultima ratio. Der Weisheit letzter Schluss darf etwas anderes sein: dass der Geist der Versöhnung irgendwann einmal wieder das Leben und auch die Politik bestimmen möge und die Menschen im Frieden miteinander leben können, diese Hoffnung darf nicht sterben. Diese Hoffnung dürfen wir nicht entsorgen.

Darum geht es zu Pfingsten, dass wir uns zu neuer Hoffnung inspirieren lassen. In der Pfingsterzählung unserer Bibel erinnert sich Petrus, dass es schon in den alten Schriften heißt, Junge wie Alte sollen inspiriert von Gottes Geist Träume haben und die Vision von dem großen Frieden, dem Schalom nicht aufgeben. Darum geht es zu Pfingsten: dass wir die Geschichten von Versöhnung, von Barmherzigkeit und Liebe nicht als erledigt beiseitestellen, sondern dass sie uns auch jetzt wieder zu einem Impuls werden, einen Weg aus Krieg und Krise zu suchen. Lassen Sie sich davon inspirieren. Lassen Sie es Pfingsten werden.

Bernd Rudolph, Pfarrer i.R., Bad Lauchstädt