02.09.2023
Wort zum Sonntag 35KW/2023

Eine Option für das Leben


Die Bibel ist kein Roman, auch wenn manche Geschichte daraus verfilmt wurde. Für mich ist die Bibel ein Lehrbuch zum gelingenden Leben. Die Geschichte von Kain und Abel zum Beispiel könnte auch Drehbuch für einen Krimi sein, aber eigentlich geht es um viel mehr. Nachzulesen ist sie im 1. Buch Mose, Kapitel 4.

Das Leben ist nicht gerecht. Darum geht es. Kain, der ältere Bruder, muss das erleben und sicher würden alle diese Aussage unterschreiben, die unverschuldet Schlimmes erdulden müssen. Das Leben ist nicht gerecht. Trotz all seiner Mühen ist Kain nicht erfolgreich. Seinem Bruder Abel gelingt alles. Bloßgestellt muss er sich fühlen am Tag der Ernte, als beide Brüder ihre Opfergaben auf den Altar legen und seines nicht gnädig angesehen wird. Sicher stellt er sich in endlosen Nächten ohne Schlaf diese unbeantwortbare „Warum“-frage. Aber er kann es nicht ändern, das hat er nicht in der Hand. Was er in der Hand hat, ist sein Umgang damit. Bleibt er gefangen in diesem Gedankenkarussell aus Wut und Rachegedanken? An dieser Stelle kommt Gott ins Spiel. „Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick?“, wird Kain gefragt. Das ist die entscheidende Stelle, an der sich alles ändern kann. Kains gesenkter Blick verhindert, dass er mehr sieht als sich selbst. Sein Horizont ist verengt und das führt in dieser Geschichte dazu, dass Kain in seiner Wut versinkt, seinen Bruder erschlägt und große Schuld auf sich lädt.

Erhebe deinen Blick, möchte ich den Wütenden zurufen, diese Entscheidung für das Leben liegt bei dir.

 

Diplomgemeindepädagogin Christine Aechtner-Lörzer, Merseburg

Portraitaufnahme von der Gemeindepädagogin Christine Aechtner-Lörzer