25.03.2022
Wort zum Sonntag 11KW/2022

Weil Gott unsere ganze Existenz umfassen und heilen kann.

Wenn Stimmung und Lebensgefühl ganz unten sind, warum muss ich mir dann noch solche Sprüche anhören wie „Das wird schon wieder!“; „Jetzt reiß dich zusammen!“; „Lass los und erwarte das Neue!“
Wenn‘s mir schlecht geht, brauche ich weder platte Aufmunterungen noch Selbsterkenntnis-Tipps.
Sondern – ja, was brauche ich da eigentlich?
Dass mir jemand zuhört. Dass sich jemand Zeit für mich nimmt. Dass jemand da ist und bei mir bleibt. Dass jemand mich und meine Situation aushält. Dass jemand nachfragt und sich wirklich für mich interessiert. Dass jemand mich verstehen will und Anteil nehmen will. Dass mir jemand Aufmerksamkeit und Mitgefühl schenkt. Dass mir jemand Sympathie und Wertschätzung entgegenbringt. Dass mich jemand vielleicht sogar in den Arm nimmt oder mir ein Taschentuch gibt. Dass sich irgendwann das Gefühl von Erleichterung einstellt. Dass ich wieder aufatmen kann. Dass sich ein Lichtblick zeigt und neuen Lebensmut ahnen lässt.
Das brauche ich dann.
Wissen Sie, wie man das nennt?
Man nennt das „Trösten“.
Dieses Wort ist in unserem Sprachgebrauch etwas in den Hintergrund geraten. Vielleicht, weil es mit „billigem Trost“ verwechselt und deshalb abgelehnt wird? Vielleicht, weil die Fähigkeit, andere Menschen zu trösten, abhanden gekommen ist? Es ist „Trost-los“ geworden, nicht nur in der Sprache, sondern auch in unserem Miteinander.
Vielleicht gibt es noch einen weiteren Grund: um trösten zu können, muss man selbst getröstet sein.
Menschlicher Trost reicht dabei sehr weit; Gottes Trost reicht tiefer.
Wieso?
Weil Gott unsere ganze Existenz umfassen und heilen kann. Gott sein Dank.
Pfr. Andreas Börner, Pfarrbereich Bad Lauchstädt-Schafstädt