01.04.2022
Wort zum Sonntag 12KW/2022

Heile du mich

»Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. Jeremia 17,14

Haben Sie schon einmal eine Kastanienknospe von innen gesehen? Kurz nach dem Winter ist sie von außen klein, braun und recht unscheinbar an ihrem großen Baum. Wer denkt bei diesem Anblick an den furiosen Blütentaumel im Frühling, an jauchzende kastaniensammelnde Kinder im Herbst? Und doch ist in dieser kleinen Knospe schon alles angelegt: Frühjahrsfreude, sommerliches Blätterrauschen, Jubel im Herbst. Wie oft gibt es in unserem Leben Situationen, in denen wir denken: „Es geht nie weiter. Noch größer kann das Leid, dass ich tragen muss, nicht werden. Meine kleine Kraft reicht nicht aus.“ Wo können wir Hilfe erhalten, wer kann unser Leben heilen, wer kann es aufblühen und Früchte bringen lassen? Dem Propheten Jeremia erging es ähnlich. Er litt unter den Zuständen in seinem Land und musste ohnmächtig zusehen, dass Gottes Wort, das allein Rettung hätte bringen können, niemanden interessierte. Und so erlebte er den Untergang seines Landes, die Vertreibung vieler Menschen aus ihrer Heimat. Aber wenn Jeremia an all dem Leid auch manchmal fast zerbrach, eines gab er nie auf: das Vertrauen in Gott. Jeremia vergaß nie, dass Gott im Leben der Menschen nicht nur harte, trockene Hüllen sah, sondern schon all das, was darin angelegt ist. Jedoch wusste Jeremia auch, dass wir Menschen aus eigener Kraft die Hüllen unserer Unvollkommenheit nicht sprengen können. Er erlebte am eigenen Leib, wie sehr wir auf Hilfe angewiesen sind. Darum bittet Jeremia: „Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen“. Eine gesegnete Zeit Ihnen allen

Pfarrerin Susanne Mahlke