26.03.2021
Wort zum Sonntag 12KW/2021

Wenn es das Schweigen der Liebe nicht gäbe, wir blieben einander für immer unsagbar. (Christine Busta)

Palmsonntag. Einzug Jesu nach Jerusalem. Am Straßenrand eine lärmende Menge. Was bewegt sie? Begeisterung? Sensationslust? Schnell entflammt und genauso schnell wütend, als sie sehen, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden? Das klingt an im Ruf „Hosianna!“ (Johannes 12,13). Dieses hebräische Wort ist kein Jubelruf, sondern ein verzweifelter Schrei nach Nähe und Zuwendung: „Hilf uns doch!“
Mitten im Tumult ein schweigender Jesus. Er sagt kein einziges Wort. Er spürt nur. Spürt die immensen Erwartungen. Die Sehnsucht. Spürt aber auch, wie schnell der Jubel in Ablehnung umschlagen kann. Nimmt die Zerrissenheit wahr; und ist doch mit seiner ganzen Liebe bei diesen Menschen.
Und wir? So groß unsere Hoffnungen, so klein ist unser Glaube. Dachten wir nicht alle letztes Jahr: im Herbst ist das Schlimmste vorbei? Und nun sind wir immer noch in Bann der Pandemie, im Bann der Zahlen. Und im Bann des Kritisierens, Besserwissens. Von einem Tag auf den anderen kann unsere Zustimmung in Ablehnung umschlagen.
Spüren wir Jesu wortlose Zuwendung? Können wir die Liebe annehmen, die er für uns hat? Eine Liebe, die so groß ist, dass es dafür keine Worte gibt!
Die Geschichte vom Palmsonntag ist für mich eine Mutmachgeschichte der besonderen Art: wenn du verzweifelst, wenn du dich von aller Welt und auch von Gott verlassen fühlst, wenn auf jedes deiner Gebete scheinbar nur Schweigen antwortet, wird gerade dieses Schweigen dir zum Zeichen, dass Gott selbst deine Nähe sucht! Er will Einzug halten in dein Herz! Damit du neuen Lebensmut findest und Lebensfreude!

Pfarrerin Antje Böhme
Wallendorf