12.07.2025
Wort zum Sonntag 28 KW/2025
Oft behandeln wir andere und auch uns selbst so, wie wir selbst von anderen behandelt werden: Wer sehr streng erzogen worden ist, geht auch mit anderen streng und unnachsichtig um. Wer immer nur Gemecker abbekommt, fängt irgendwann selbst an zu meckern. Jemand, an dem immer nur gezweifelt wird, traut sich selbst und anderen nichts mehr zu.
Manchmal übernehmen wir bewusst solche Muster: Mir hat es ja nicht geschadet. Aber meistens tun wir es wohl unbewusst. Manchmal merken wir es: O nein, jetzt klinge ich fast wie meine zänkische alte Tante! Aber meistens merken wir es selbst gar nicht.
Jesus macht einen Vorschlag: Versucht doch mal, andere und euch selbst so zu behandeln, wie Gott euch behandelt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen.“ (Lk 6,36-38)
Sicher, denke ich, Gott kann es sich leisten, großzügig zu sein. Er hat ja alles. Gott muss niemanden klein machen. Er ist ja selbst groß. Auch wenn ich glaube, dass Gott freundlich und barmherzig mit mir umgeht; die Verletzungen durch andere Menschen sind oft viel lauter und übertönen alles andere. Die kann man nicht einfach vergessen.
Das sollen wir ja auch nicht. Jesus schlägt etwas anderes vor: Gebt der Welt einen kleinen Kredit! Geht in Vorkasse mit der Barmherzigkeit und Freundlichkeit. Vertraut darauf, dass Gott sein Versprechen einlösen wird. Das, was ihr gebt, wird die Welt ein bisschen verwandeln, die Negativität unterwandern und dann irgendwann zu euch zurückkommen.
Pfarrer
Patrick Hommel