27.09.2025
Wort zum Sonntag 39 KW/2025
Nach alter Tradition wird am 29. September beziehungsweise am Sonntag davor der Michaelis-tag begangen, der Gedenktag des Erzengels Michael und aller Engel. Noch am Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Kirchen nach im benannt. Auch die übergroße Figur des Erzengels über dem Eingang des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig (1913 eingeweiht) zeigt seine einstige Bedeutung. Heutzutage scheint der Michaelistag aber aus der Zeit gefallen zu sein und wird in der evangelischen Kirche nur noch selten begangen. Auch von Engeln ist selten die Rede.
Das Wort Engel stammt vom altgriechischen Wort „Angelos“ und bedeutet übersetzt „Bote“ – ein Bote Gottes. In der Bibel überbringen Engel wichtige Botschaften, widerstehen dem Bösen, führen aus dem Gefängnis und auf den richtigen Weg. Auch die Vorstellung von Schutzengeln gibt es. Der heute mit Abstand beliebteste Taufspruch ist Psalm 90 Vers 11: „Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“
Unser Bild von Engeln hat die Kunst geprägt: Als kleine Kinder mit Flügeln - frech und pausbäckig – kommen sie daher (Putten). Im der Sixtinische Madonna von Raffael sind sie in der unteren Bildhälfte die eigentlichen Stars, die als Motiv auf unzähligen Postkarten und Tassen eine eigene Karriere hingelegt haben.
Wie kann in unserer Zeit noch von Engeln gesprochen werden? Ein Versuch: Für mich sind Engel die kleinen Formen der Gegenwart Gottes in unserem Leben. Sie brauchen keine Flügel oder mystischen Eigenschaften, aber sie können mir begegnen: Wenn jemand einfach für mich da ist, ein offenes Ohr hat, mir mit Rat oder Tat zur Seite steht. Oder Menschen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen, z.B. in der Feuerwehr. Nicht ohne Grund sagen wir gerne: „Dich hat der Himmel geschickt.“
Andreas Tschurn
Pfarrer in Leuna