Sep 13, 2025
Wort zum Sonntag 37 KW/2025

„Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“

Wir erleben Spätsommertage, die noch hell sind und warm. Vieles wirkt leicht, friedlich, fast selbstverständlich. Solche Augenblicke tun uns gut – sie schenken Ruhe und lassen uns spüren, wie schön Leben sein kann. Wenn wir durch Felder und Gärten gehen, sehen wir die Früchte des Sommers. Es ist ein Geschenk, diese Fülle genießen zu dürfen.

Doch dieselbe Welt kennt auch anderes. Menschen erleben Krieg und hoffen auf Schutz. Andere kämpfen mit Armut und wissen nicht, wie sie durch den Monat kommen. Manche sind psychisch erkrankt und finden keinen Weg zurück in den Alltag. Manche leben einsam und sehnen sich nach einem offenen Ohr, nach Gemeinschaft, nach einem Platz am Tisch. Auch Kinder spüren, wenn sie ausgeschlossen sind und keinen Halt finden. Solche Erfahrungen sind nicht weit entfernt, sie gehören zu unserem Zusammenleben.

Jesus nimmt uns die Freude an der Schönheit nicht. Aber er lenkt den Blick zu dem, was auch unsere Aufmerksamkeit braucht. Schönheit zeigt sich nicht nur im Staunen über die Schöpfung, sondern auch im Handeln – im Teilen, im Hinhören, im Dasein füreinander. Aus einem freundlichen Wort kann Hoffnung entstehen, aus einer ausgestreckten Hand Halt, aus einem Gespräch Nähe.

Das, was uns erfüllt und froh macht, öffnet unseren Blick auf die Welt. Die Wärme, die wir genießen, erinnert daran, dass niemand in Kälte bleiben soll. Das Licht, das im Spätsommer so freundlich scheint, erinnert uns daran, die im Dunkeln nicht zu vergessen. Und die Ruhe, nach der wir uns sehnen, lädt uns ein, den Stimmen Gehör zu schenken, die Hilfe brauchen.

 

Neithard Ebel
Kreisschulpfarrer