04.03.2019
Wort zum Sonntag 4/2019

Am Aschermittwoch ist alles vorbei

Verrückt und chaotisch geht es im Karneval zu: Da werden, z.B. in der süddeutschen Fastnacht mit viel Lärm und erschreckenden Masken die Winterdämonen verspottet und ausgetrieben. Im rheinischen Karneval werden die politischen und gesellschaftlichen Machtverhältnisse karikiert. Es steckt aber auch viel Wahres hinter dieser Verrücktheit. Und geht es in unserem scheinbar normalen Alltag nicht häufig noch viel verrückter zu als beim Karneval? Das Dunkle, das Alte, das Erstarrte muss ausgetrieben werden, wenn etwas Neues werden soll. Und da kommen Karneval und die kirchliche Fastenzeit, die den Karneval am Aschermittwoch beendet, zusammen. 40 Tage ohne Fleisch (daher die Bezeichnung „Karneval“, Lateinisch: „carne vale“ - „Fleisch leb’ wohl“). In früheren Jahrhunderten war das  notwendig, weil im Frühjahr die Wintervorräte zu Ende gingen und frische Lebensmittel kaum zur Verfügung standen. Seit einigen Jahren wird das Fasten wiederentdeckt: z.B. in der evangelischen Aktion „Sieben Wochen ohne“. Ein solches freiwilliges Fasten - Verzicht auf bestimmte Dinge -  kann bewusst machen, wo sich manchmal unbewusste Abhängigkeiten und Süchte in unseren Alltag eingeschlichen haben. Die Bibel berichtet, wie Jesus sich durch ein vierzigtägiges Fasten in der Wüste auf sein öffentliches Auftreten vorbereitet, und wie er dabei allen Allmachtsversuchungen widersteht (Matthäusevangelium, Kapitel 4). Ist es auch für uns möglich, den Ballast des Alten, Erstarrten abzulegen, aus den alten Kleidern herauszuschlüpfen? Einen Versuch jedenfalls wäre es wert.
Pfarrerin Eva-Maria Osterberg
Pfarrbereich Braunsbedra