12.11.2021
Wort zum Sonntag 45KW/2021

Engel werden

Im letzten Urlaub habe ich auf einem alten Friedhof eine steinerne Figur entdeckt. Ganz am Rand an einer Mauer, mit Efeu und Sträuchern überwuchert, ist sie kaum zu sehen. Es scheint ein sehr altes Grab zu sein, bestimmt schon mehr als hundert Jahre alt. Die Buchstaben auf dem Stein sind schon ziemlich verwittert. Der Figur selbst fehlt schon einiges. Regen, Wind und Frost haben offensichtlich zur Zerstörung beigetragen. Der Kopf ist verschwunden, ebenso wie ein Fuß. Gut erkennbar sind aber die Flügel auf dem Rücken. Aber auch die sind teilweise schon zerbrochen.
Die Figur war ein Engel. Sie ist immer noch ein Engel. Wir brauchen gar nicht viel, um einen Engel zu erkennen. Selbst ohne Kopf und Fuß und mit ramponierten Flügeln sehen wir sofort: das ist ein Engel.
Im richtigen Leben haben Engel keine Flügel. Aber im richtigen Leben können wir trotzdem immer wieder Engeln begegnen, können wir engelhaftes erkennen. Nämlich immer dann, wenn wir uns behütet fühlen, wenn wir geliebt werden, wenn wir einander vergeben. Und dann kann es auch sein, dass wir selbst zu Engeln werden. Dann ist Gott an unserer Seite und geht mit uns auf unserem Weg.

Pfarrerin Theresa Dürrbeck, Beauftragte für Kindertagesstätten