25.02.2022
Wort zum Sonntag 7KW/2022

Augen AUF und – durch(halten)!

Zum Sokrates kam einer voller Aufregung gelaufen: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund…“ „Halt ein“, unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt? Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es nur und…“ „Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb der Güte geprüft. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es nicht schon als wahr erwiesen ist – doch wenigstens gut?“ „Das nicht. Eher im Gegenteil…“ „So lass uns das dritte Sieb auch noch anwenden und fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt?“ „Notwendig eigentlich nicht…“ „Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so vergiss es und belaste dich und mich nicht damit!“

Die allergrößte Mühe macht uns heutzutage wohl die Frage nach der Wahrheit: Aus den ungeheuer großen Datenmengen vom world wide web, von sozialen Netzwerken, von Radio-, TV- oder Zeitungs-Nachrichten die wahren und nachprüfbaren Fakten herauszufinden, ist fast unmöglich. Und eine Nachricht kann doch nicht alleine dadurch wahr sein, dass sie mir gut gefällt. So müssen wir mit ALLEN uns erreichbaren Informationen unser Gehirn füttern - das ja 24 Stunden rund um die Uhr für uns arbeitet – , damit wir uns eine eigene Meinung bilden können. Insbesondere zu den Krisen unserer Zeit, ob Ukraine oder Corona oder Klima oder… Und dabei gilt ganz sicher nicht „Augen ZU und – durch!“ sondern notwendig ist „Augen AUF und – durch(halten)!“ 

Pfarrer Herman Rotermund, Querfurt