27.05.2020
Wort zum Sonntag 11/2020

O komm du Geist der Wahrheit...

...und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein! Philipp Spitta 1833 „Was ist Pfingsten?“ fragte ich in einem südthüringer Dorf meinen ersten Konfirmandenjahrgang. „Pfingsten ist cool. Da geht’s raus in die Natur. Wir übernachten in Hütten oder im Zelt, überall brennen Pfingstfeuer, es wird gefeiert, (Bratwurst, Bier und laute Musik).  Die Pfingstburschen stecken Maien und dann werden mit Kreidestrichen auf den Straßen die Haustüren von heimlichen Liebschaften verbunden.  Die Wahrheit kommt ans Licht! Und Vorsicht:  Gartentürchen werden ausgehängt! Für Kirche haben wir da aber keine Zeit, nichts gegen sie.“   Für mich als Stadtmenschen war das recht fremd, doch heute denke ich, dass durch dieses wilde Brauchtum eine Menge vom pfingstlichen Geist leuchtet.  50 Tage nach Ostern gingen die ersten Christen vom Heiligen Geist ergriffen auf die Straße und sprachen von den großen Taten Gottes und das Jesus lebt, auch über den Kreuzestod hinaus.  Und zwar mit so feuriger Leidenschaft, dass manche meinten, die wären voll süßen Weines.  Nein, ihr Feuer kam vom heiligen Geist, die Freude war ansteckend. Und viele ließen sich taufen. So wurde Pfingsten Geburtstag der Kirche. Der heilige Geist weckt und tröstet. Er verbindet Menschen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Die Gartentürchen unseres ichbezogenen Denkens werden ausgehangen.  Und Wahrheit vertreibt Trug und Schein. Frohe Pfingsten!
Rüdiger Worbes, Pfarrer Bad Dürrenberg