07.06.2025
Wort zum Sonntag 22 KW/2025

Erstmal tief Luft holen 


Etwa zehn- bis fünfzehnmal pro Minute atmet ein Erwachsener im Ruhezustand ein und aus – ohne darüber nachzudenken. Atmen geschieht unbewußt und hält uns doch am Leben und in Bewegung. Am Sonntag vor dem Pfingstfest erinnert sich die christliche Gemeinde, dass sie in Bewegung ist. Sie erfährt dabei die Spannung zwischen „er ist weg“ und doch „im Geist immer bei uns“. Es ist die Gemeinde, die den Geist empfangen hat und die doch täglich neu betet: Komm, Schöpfer Geist.

„Dabei hilft uns der Heilige Geist in all unseren Schwächen und Nöten. Wissen wir doch nicht einmal, wie wir beten sollen, damit Gott uns erhören kann. Deshalb hilft uns der Heilige Geist und betet für uns auf eine Weise, wie wir es mit unseren Worten nie könnten.“
(Römerbrief 8,26)

Das Gebet ist wie das Atemholen der Seele. So automatisch wie das Atmen sollte für Christen das Beten sein, das man immer und überall tun kann. Morgens beim Kaffee oder Tee, Mittags beim Essen oder Chillen, Abends vor dem Schlafen gehen. Wir müssen nicht die perfekten Worte finden. Was ist da schon perfekt? Wir müssen keine falsche Stärke oder Tapferkeit vorspielen. Wir müssen nicht als Glaubensheld dastehen. Wir dürfen uns auf das Wirken des Heiligen Geistes verlassen und erwarten, dass das Seufzen des Geistes das Herz Gottes berührt. Wir dürfen uns fallenlassen und dann erfahren, wie Gott seine Hand nach uns ausstreckt, um uns aufzufangen. Dieser Sonntag heißt lateinisch: Exaudi, zu Deutsch: Höre. Es ist die alte Bitte: Gott, erhöre unser Gebet. 

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen 

 

Detlev Paul
Pfarrer in Großkorbetha