01.12.2022
Wort zum Sonntag 47KW/2022

Worauf warten wir?

Morgen ist der 1. Advent!
Advent: Zeit für besinnliche Stunden zu Hause, Adventsfeiern, Weihnachtsbäckerei und Nüsse knacken?
Oder mehr?
Advent: Hektische Zeit der Vorbereitungen, Geschenkekauf und Hausputz, Klassenarbeiten und Hochsaison bei der Arbeit?
Oder mehr?
Advent: Eine Zeit voll Spannung und Erwartung. Zum Ende des Jahres soll alles gut werden.
Oder was erwarten wir?
Advent: Vorbereitung auf Weihnachten. Wir warten auf das Kommen Jesu, auf das „Christkind“. Eigentlich wissen das viele, aber worauf warten wir denn, wenn wir sagen: Wir warten auf das Kommen Jesu?
Die Geburt Jesu vor mehr als 2.000 Jahren wäre ein wertloses Datum der Geschichte, wenn sie nicht für unsere Gegenwart Bedeutung hätte. So erwarten wir das Kommen Jesu in unser Leben: Dass er uns mit seiner Liebe berührt, dass wir verwandelt werden von der Liebe und Zuwendung Gottes zu uns Menschen. „Wird Christus tausendmal in Betlehem geboren und nicht in dir, du bleibst ewiglich verloren“, schreibt Angelus Silesius. Im Advent warten wir darauf, dass Jesus auch zu uns kommt, in unsere Herzen und in unseren Sinn und dass sich in mir, in jedem, in vielen etwas bewegt und ändert.
Die Erwartung richtet sich also auch in die Zukunft.
Gerade mit diesem Aspekt der Hoffnung auf die Zukunft, weist die Adventszeit weit über Weihnachten hinaus. Advent ist mehr als die Vorbereitung auf Weihnachten. Advent wird zu einer Lebenshaltung. Leben im Advent, das heißt: Leben in der Erwartung auf eine neue Welt, in der uns das Dunkel nicht mehr erdrücken wird.
Vielleicht ist es ja das, was unserer Zeit am meisten fehlt: Das Leben voll Erwartung auf ein Besseres, ein Leben mit Blick auf Gott. Vielleicht stürzen wir uns ja in die Hektik oder das Feiern, weil uns das Warten und Erwarten abhandengekommen sind. Wer hoffen kann, der kennt den Schmerz über das Dunkel der Gegenwart, aber weiß auch, wie die Sehnsucht das Herz weit machen kann.
Ich wünsche mir im Advent die Zeit, eine Kerze (nur eine!) anzuzünden und zu sehen, wie das Licht die Dunkelheit vertreibt, die uns manchmal noch umgibt. Und ich wünsche mir das Licht zu sehen, das schon leuchtet.
Gesegnete Adventszeit!

Pfarrerin Eva-Maria Osterberg, Pfarrbereich Braunsbedra